Ein gut durchdachter Finanzplan ist entscheidend für den Erfolg deiner Unternehmensgründung. Er gibt dir nicht nur einen Überblick über die finanzielle Situation deines Unternehmens, sondern ist auch wichtig, um Investoren oder die Agentur für Arbeit von der Tragfähigkeit deines Geschäftsmodells zu überzeugen – besonders, wenn du den Gründungszuschuss beantragen möchtest. In diesem Artikel erkläre ich dir die wichtigsten Bestandteile eines Finanzplans und wie du die notwendigen Informationen sammelst.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist ein Finanzplan für Gründer:innen so wichtig?
Ein Finanzplan ist für jeden Gründer:in ein unverzichtbares Werkzeug. Er hilft dir nicht nur, deine finanziellen Ziele zu definieren und zu erreichen, sondern gibt dir auch eine klare Vorstellung von den zu erwartenden Ausgaben, Einnahmen und möglichen finanziellen Engpässen. Ohne einen Finanzplan ist es schwierig, langfristig erfolgreich zu sein und finanzielle Entscheidungen auf solider Grundlage zu treffen. Zudem ist er oft eine Voraussetzung, um den Gründungszuschuss von der Agentur für Arbeit zu beantragen oder potenzielle Investoren zu überzeugen.
Welche Informationen gehören in einen Finanzplan?
Ein Finanzplan besteht aus verschiedenen Komponenten, die zusammen einen umfassenden Überblick über die finanzielle Situation deines Unternehmens geben. Schauen wir uns die wichtigsten Bestandteile an:
1. Basisdaten zum Unternehmen
Zu Beginn musst du die Basisdaten deines Unternehmens eintragen. Diese beinhalten:
Unternehmensname und Adresse
Rechtsform des Unternehmens: Ob Einzelunternehmen, GmbH, UG oder andere Formen – die Rechtsform beeinflusst deine steuerlichen Pflichten und wie du Gewinne entnehmen kannst.
Steuerliche Angaben: Hierunter fallen die Umsatzsteuerpflicht, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer (bei Kapitalgesellschaften) und Einkommenssteuer.
Diese Informationen bekommst du in der Regel durch Gespräche mit einem Steuerberater:in oder aus offiziellen Unterlagen, die du im Rahmen der Unternehmensgründung erstellst.
2. Private Ausgaben
Viele Gründer:innen unterschätzen die privaten Ausgaben, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen, da sie dein Nettoeinkommen beeinflussen. Zu diesen Ausgaben gehören:
Miete oder Hypothekenzahlungen
Lebenshaltungskosten (z.B. Lebensmittel, Kleidung, etc.)
KFZ-Kosten (Benzin, Versicherung, Steuern)
Urlaub und Reisen
Hobby und Freizeitaktivitäten
Altersvorsorge
Krankenkasse (insbesondere, wenn du dich privat versicherst)
Energiekosten (Strom, Gas, Wasser für den Haushalt)
Anschaffungen (z.B. Haushaltsgeräte, Elektronik)
Diese Ausgaben musst du realistisch kalkulieren, um sicherzustellen, dass du auch in Zeiten, in denen dein Unternehmen noch keine Gewinne abwirft, deinen Lebensunterhalt decken kannst. Die entsprechenden Daten findest du in deinen Haushaltsunterlagen oder Kontoauszügen.
3. Personalkosten
Wenn du Mitarbeiter:innen beschäftigst oder in Zukunft einstellen möchtest, musst du die Personalkosten berücksichtigen. Dazu gehören:
Gehälter: Bruttolöhne für fest angestellte Mitarbeiter:innen.
Lohnnebenkosten: Diese umfassen Beiträge zur Sozialversicherung, Krankenversicherung und andere Arbeitgeber:innenkosten.
Wenn du anfangs keine Mitarbeiter:innen hast, entfällt dieser Posten. Viele Gründer:innen jedoch planen, innerhalb der ersten Jahre Personal einzustellen. Daher sollten realistische Gehälter und entsprechende Nebenkosten berücksichtigt werden. Diese Daten bekommst du entweder durch eigene Recherche (z.B. in Tarifverträgen) oder durch Gespräche mit einem Lohnbuchhalter:innen.
4. Kapitalbedarf
Der Kapitalbedarf zeigt dir, wie viel Geld du benötigst, um dein Unternehmen zu starten. Er kann aus Eigenkapital oder Fremdkapital bestehen. Zu den Posten, die du hier berücksichtigen musst, gehören:
Anschaffungskosten: für Maschinen, Computer, Büromöbel oder andere Ausrüstung.
Umbauten: Kosten für Renovierungen oder Anpassungen an Räumlichkeiten.
Büroausstattung: Schreibtische, Stühle, Technik, etc.
Ladeneinrichtung: Wenn du ein Geschäftslokal hast, fallen Kosten für Regale, Theken und Beleuchtung an.
Markterschließungskosten: Marketing, Markteinführung und alles, was mit der Bekanntmachung deines Produkts zu tun hat.
Reserven: Du solltest immer einen finanziellen Puffer einplanen, um unvorhergesehene Kosten oder finanzielle Engpässe zu überbrücken.
Für den Kapitalbedarf musst du genau auflisten, welche Investitionen notwendig sind, und die Preise recherchieren. Viele dieser Informationen findest du online oder durch Gespräche mit Lieferanten.
5. Finanzierung und Kapitaldienst
Wenn du für die Gründung deines Unternehmens Fremdkapital benötigst, musst du die Finanzierung planen. Dazu gehört:
Höhe des Kredits oder Investitionskapitals
Zinssätze und Tilgungsraten
Der Kapitaldienst umfasst dann die monatlichen Zahlungen, die du leisten musst, um das Darlehen zurückzuzahlen. Es ist wichtig, diese Ausgaben im Blick zu behalten, um deine Liquidität nicht zu gefährden. Diese Informationen erhältst du von deiner Bank oder deinen Investor:innen.
6. Rentabilitätsplanung
Die Rentabilitätsplanung zeigt dir, wie sich dein Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln wird. Hier kalkulierst du:
Umsätze: Wie viel Umsatz wirst du in den kommenden Jahren generieren? Kalkuliere dabei verschiedene Szenarien (optimistisch, realistisch, pessimistisch).
Betriebsausgaben: Laufende Kosten wie Materialkosten, Produktionskosten, Miete, Marketing, Reisekosten, Versicherungen, Firmenwagen, Tools, Steuerberater, Rechtsberatung und Verwaltungskosten.
Abschreibungen: Langfristige Investitionen wie Maschinen oder Büroausstattung werden über mehrere Jahre abgeschrieben.
Diese Planung ist essenziell, um zu sehen, ab wann dein Unternehmen profitabel wird. Die Daten für Umsätze basieren auf deiner Marktanalyse, die Ausgaben kannst du durch Recherche und Erfahrungswerte ermitteln.
7. Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung stellt sicher, dass dein Unternehmen zu jedem Zeitpunkt zahlungsfähig bleibt. Denn du musst sicherstellen, dass zu jedem Zeitpunkt genügend liquide Mittel vorhanden sind, um deine laufenden Kosten zu decken. Berücksichtige dabei:
Zahlungseingänge und -ausgänge: Wann erhältst du Geld von Kund:innen, und wann musst du Zahlungen an Lieferant:innen leisten?
Rückstellungen: Für unvorhergesehene Ausgaben oder Verzögerungen bei Zahlungseingängen.
Reserven: Neben der betrieblichen Liquidität sollten auch persönliche Reserven des Unternehmers vorhanden sein, um finanzielle Engpässe zu überbrücken.
Diese Informationen bekommst du aus deinem laufenden Geschäft und deiner Buchhaltungssoftware. Eine gute Liquiditätsplanung sorgt dafür, dass du auch in finanziell angespannten Zeiten handlungsfähig bleibst.
Woher bekommst du die nötigen Daten?
Die meisten Informationen für deinen Finanzplan bekommst du aus folgenden Quellen:
Steuerberater:innen: Hilft dir bei der Wahl der Rechtsform und der Klärung steuerlicher Fragen.
Marktrecherche: Umsatzprognosen und Kostenrecherchen basieren oft auf deiner Analyse des Marktes und der Konkurrenz.
Banken und Investor:innen: Falls du Fremdkapital benötigst, bekommst du von deiner Bank oder Investor:innen die nötigen Informationen für Kredite, Zinsen und Tilgungsraten.
Eigene Haushaltsunterlagen: Für private Ausgaben und Lebenshaltungskosten kannst du deine eigenen Kontoauszüge und Rechnungen zur Hand nehmen.
Ein Finanzplan ist das Fundament jeder erfolgreichen Gründung. Er hilft dir, dein Geschäft finanziell zu steuern, Risiken frühzeitig zu erkennen und finanzielle Engpässe zu vermeiden. Mit den richtigen Daten und einer strukturierten Herangehensweise kannst du einen soliden Plan erstellen, der dir nicht nur bei deiner Gründung Sicherheit gibt, sondern auch bei Gesprächen mit Banken, Investor:innen und der Agentur für Arbeit überzeugt. Denke daran, dass ein Finanzplan kein statisches Dokument ist – überprüfe und aktualisiere ihn regelmäßig, um stets auf Kurs zu bleiben.
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